Das
Haugtussa Kollektiv
ist in den letzten zwei Jahren stetig gewachsen. Das Kollektiv vereint Künstler:innen aus Deutschland, Belgien, Norwegen und Österreich. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, mit Arne Garborgs Meisterwerk
Haugtussa, fast 130 Jahre nach ihrer Entstehung, den deutschsprachigen Kulturraum zu bereichern.
Martje Vande Ginste studierte Sologesang und Kammermusik an den Hochschulen Antwerpen, Wien und Oslo. Ihr Interesse gilt dem Crossover zwischen szenischer Darstellung und Liedern in skandinavischen Sprachen. Sie ist die Initiatorin des Projektes und befasst sich seit ihrem Studium in Oslo mit dem Gedichtepos Haugtussa (1895) des berühmten norwegischen Schriftstellers Arne Garborg, so wie den Vertonungen von Edvard Grieg, Ketil Bjørnstad und Catharinus Elling. Mit diesem Repertoire u.a. wurde sie weltweit von renommierten Festivals als Sängerin eingeladen. Sie hat ein Handbuch für Interpretator:innen von Haugtussa, op. 67 von Grieg erstellt. Das Album von Martje Vande Ginste und Jens Wollenschläger (Klavier), In weiter Ferne..., (2022) u.a. mit dem Liedzyklus Haugtussa, op. 67, bildet den Anfang des Haugtussa Kollektivs. Seit über einem Jahr arbeitet Martje Vande Ginste mit Juliane Hollerbach an einer vollständigen Übertragung des Buches Haugtussa ins Deutsche. Im Haugtussa Kollektiv bringt sie sich als Dramaturgin, Übersetzerin und Regisseurin ein.
Juliane Hollerbach arbeitet seit vielen Jahren spartenübergreifend als Tänzerin, Sängerin, Schauspielerin und Choreographin, war bei zahlreichen Theatern und Ensembles engagiert und hat in den unterschiedlichsten Formaten von Musiktheater bis Band mitgewirkt. In diesem Projekt bringt sie neben ihren vielfältigen darstellerischen und choreographischen Fähigkeiten auch ihre grosse Liebe und Affinität zur Sprache und Poesie ein, indem sie zusammen mit Martje Vande Ginste das Epos Haugtussa ins Deutsche überträgt. Diese Fassung ist die Grundlage für sämtliche Projekte des Haugtussa Kollektivs wie das geplante Hörbuch, eine literarische Publikation und hier am wichtigsten die Dramatisierung des Theaterstücks durch Martje Vande Ginste.
Atischeh Hannah Braun studierte Schauspiel an der Folkwang-Hochschule Essen. Sie arbeitet als freiberufliche Schauspielerin, Theatertherapeutin und Theaterpädagogin. Sie war an mehreren Bühnen engagiert. Projekte realisierte sie zusammen mit u.a. dem E-WERK Freiburg, dem Aktionstheater PanOptikum und FlinnWorks. Außerdem gestaltet sie Soloprogramme. Sie hat in diesem Projekt neben ihrer darstellerischen Tätigkeit auch die Produktionsleitung inne. Als Theatertherapeutin berät sie das Haugtussa Kollektiv in Fragen der Resilienz, Traumabewältigung und jugendlichen Persönlichkeitsentwicklung der Protagonistin Veslemøy.
Der in Freiburg im Breisgau geborene Pianist Sebastian Jakob studierte Klavier an der Musikhochschule Nürnberg-Augsburg in der Klasse von Hanae Nakajima. Schon während der solistischen Ausbildung stellte sich eine besondere Vorliebe für die Kammer- und Theatermusik ein. Im Fach Liedbegleitung nahm er an zahlreichen Meisterkursen und Workshops teil, unter anderem von Rudolf Jansen, Ulrich Eisenlohr, Ian Burnside, Wolfram Rieger, Edith Wiens und Birgit Fassbender. Sebastian Jakob arbeitete als Theatermusiker und Korrepetitor in zahlreichen Produktionen unter anderem für das Staatstheater Augsburg, die Kammeroper München, die Luisenburg Festspiele und den International Opera Workshop Island. Fünf Jahre war er Lehrbeauftragter für Vokalkorrepetition am Leopold Mozart Zentrum der Universität Augsburg. Er konzertiert im In- und Ausland.
Seit August 2016 lebt und arbeitet Sebastian Jakob wieder als freischaffender Musiker in seiner neuen und alten Heimat Freiburg i Brsg. Seit 2010 ist er auch als Gymnasiallehrer tätig.
Mag. Angela Stummer Stempkowski
Die musikalische Karriere von Angela begann mit mehrjährigem Blockflötenunterricht. Darauf folgte Unterricht an der Harfe bei Christiane Oberleitner in Vöcklabruck, und bei Birgit Trawöger, am Brucknerkonservatorium in Linz. Als Jugendliche wirkte sie als Harfenistin und Saxophonistin bei unterschiedlichen Blasmusikformationen und Ensembles mit und war Mitglied des Oberösterreichischen Jugendsinfonieorchesters.
2001 schloss sie das Studium der Instrumentalpädagogik Harfe bei Adelheid Blovsky-Miller mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Auftritte mit verschiedenen Orchestern und Kammermusikformationen bringen sie seither auf Bühnen im In- und Ausland. Angela ist außerdem als Komponistin tätig (und schreibt so manches Stück speziell für Klangkuss.)
Karin Hageneder begann ihr Musikstudium in Linz (Oberösterreich) an der Anton Bruckner Privatuniversität, wo sie ihren Bachelor of Arts in Block- und Querflöte abschloss. Anschließend setzte sie ihr Studium am Conservatorium van Amsterdam fort und erwarb dort den Bachelor of Music in Blockflöte.
Von 2015 bis 2016 war Karin als Vertretungslehrerin für die Blockflötenklasse am Joseph Haydn Konservatorium in Eisenstadt tätig. Im Jahr 2021 schloss sie ihren Master of Arts in Blockflöte an der Musik und Kunst Privatuniversität in Wien ab, wo sie seit 2024 Vorlesungen in Didaktik und Pädagogik hält.
Karin hat in einer Vielzahl von Ensembles und Orchestern musiziert, darunter das Bruckner Orchester Linz, die Tonkünstler Niederösterreich und die Wiener Staatsoper (als Bühnenmusikerin). Sie spielte in barocken Ensembles wie The Royal Wind Music, der Austrian Baroque Company und dem Quadriga Consort sowie bei Solokonzerten, Wettbewerben und auf internationalen Tourneen (Australien, Asien). Seit vielen Jahren wirkt sie zudem als Jurorin beim Wettbewerb „Prima la Musica“ mit.
Derzeit ist Karin als Block-, Travers- und Querflötistin mit dem Barockensemble Fiori Musicali Austria und dem Duo Klangkuss zu hören.
www.karinhageneder.com
Konstanze Ihle, Schlagzeugerin und Percussionistin, studierte an den Musikhochschulen Stuttgart, Freiburg und Trossingen. In Freiburg, Basel, Heidelberg und Kairo war sie im Orchester tätig, wirkte in Füssen bei den Ludwig-Musicals mit und in Hamburg bei König der Löwen. Sie lehrte an der Musikhochschule Hamburg und als Professorin am Staatlichen Konservatorium für europäische Musik in Kairo.
Für die Produktion ihres Marimba Solo-CD sowie eines weiteren Duo-Projekts mit eigenen Kompositionen hat sie kürzlich Stipendien vom MWK erhalten.
Mit ihrer musikalischen Einfühlsamkeit, stilistischen Vielseitigkeit und ihrer Theatererfahrung wird sie dem Haugtussa Kollektiv einen rhythmischen Boden bereiten und dazu beitragen, Jæren als Klanglandschaft auf die Bühne zu bringen.
Boris Haak begleitet die Gruppe von Anfang an als Übersetzer der dramaturgischen Texte aus dem Niederländischen ins Deutsche. Er hat für das Haugtussa Kollektiv auf der Recherchereise nach Norwegen im Juni 2022 als Fotograf und Filmer fungiert und wird als dramaturgischer Assistent beim Theaterstück mitarbeiten.
Paul Eick liefert und bearbeitet das multimediale Material, das er auf der Recherchereise erstellt hat, für Internet-Auftritt und Produktion. Er wird das Haugtussa Kollektiv während der Produktionszeit filmisch begleiten und auf den sozialen Medien sichtbar machen.
Kristin Døvle ist eine norwegische Fotografin und Haugtussa-Expertin. Ihr preisgekröntes Buch Haugtussa, Jærlandskap wird die Basis für das Bühnenbild sein. Ausserdem berät sie uns in allen tiefergehenden Fragen zu dem Werk Haugtussa.
Jens Wollenschläger ist seit 2014 Professor für Orgel an der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen sowie Erster Organist der dortigen Stiftskirche St. Georg. Im März 2015 wurde er vom Senat der Hochschule zum Prorektor gewählt und von März 2019 bis Februar 2020 leitete er die Hochschule kommissarisch als Rektor. Etwa 95 eingespielte CDs, seine Tätigkeiten als Komponist und Herausgeber (Carus, Strube, Schott), Autor musikwissenschaftlicher Beiträge, Juror, Liedbegleiter sowie seine internationale Lehr- und Konzerttätigkeit dokumentieren seinen stetigen Drang nach künstlerischer Vielseitigkeit und hochwertiger Musik auf nahezu allen Arten von Tasteninstrumenten. Seit 2007 musizieren Jens Wollenschläger und Martje Vande Ginste regelmäßig zusammen. Im Frühling erscheint ihr erstes gemeinsames Album In weiter Ferne... u. a. mit Haugtussa, op. 67 von Edvard Grieg. Jens Wollenschläger wird auch an dem geplanten Hörbuch des Haugtussa Kollektivs mitarbeiten.
Inger Undheim hat ein Masters in nordische Sprachen und Literatur der Universität Bergen mit einer Masterarbeit über den Roman Den bortkomne Faderen von Arne Garborg. Sie ist Museumsleiterin des Garborgsenters, ein Abteil des Jæren-Museums. Das Literaturmuseum öffnete 2012 seine Türen und liegt zusammen mit der Stadtbibliothek in Bryne, im Süden von Stavanger. Das Museum will zum Lesen und selbst gestalten anregen, aber auch eine Arena für soziale Zusammenkünfte bieten und zu gesellschaftlichem Engagement inspirieren. Die Ausstellung lädt die Gäste dazu ein, eigene Meinungen zu vertreten und Aufgaben zu lösen, um besser mit Arne und Hulda Garborg bekannt zu werden.
Schon seit 2001 begleitet Inger Undheim Martje Vande Ginste mit ihrem grossen Wissen über Garborgs Leben und Werk, Haugtussa und Jæren. Mit Ihrem freundlichen Team hat sie im Juni 2022 das Haugtussa Kollektiv durch das Garborgsenter, nach Knudaheio (Garborgs Sommerhaus und Teil des Museums) und durch die prägende Landschaft von Hochjæren geführt. Sie berät das Haugtussa Kollektiv bei Übersetzungs- und Interpretationsfragen.
Seit 2020 ist Inger Undheim Leiterin des Literaturnetzwerk dass dem norwegischen Kulturrat untersteht.
Rafnar Orri Gunnarsson ist ein Künstler aus Island. Er ist ein erfahrener Regisseur, Produzent, Kameramann und Editor. Er hat im Laufe der Jahre Dokumentarfilme gedreht und zahlreiche Fernsehwerbespots produziert. Rafnar erforscht gerne verschiedene Kunstformen und verbindet sie miteinander, zum Beispiel mit Videobildern und Musik. Er sucht den Faden dazwischen und verbindet den Fluss der Bilder mit den Musikstücken, sowohl für Live-Auftritte als auch für Musikvideos. Rafnar ist auch selbst Musiker und hat 2021 das Album VODA veröffentlicht. Für das Musiktheater Haugtussa (2024) hat er die Filmsequenzen für die Projektionen der Haugkall und Huldre produziert.
Rune Wietelmann übernimmt im Musiktheater Haugtussa verschiedene Rollen.
Elsa Ida Haak ist seit dem Anfang der Übersetzungsarbeiten dabei, und hat währenddessen die Welt von Veslemøy in vielen Bildern gemalt. Sie war auch bei der Recherchereise in Norwegen dabei, und spielt in dem Musiktheater verschiedene Rollen: Kleine Maren, ein Trollmädchen, die Sonne und eine Elfe.
Philipp Nägele arbeitet als Schauspieler, Produzent und Theaterpädagoge und lebt in Freiburg. Er hat mehrere eigene Klassenzimmertheater- und freie Produktionen erfolgreich etabliert und darin gespielt. In der professionellen freien Szene spielt(e) er an verschiedensten Bühnen, v.a. in Freiburg und München. Für das Musiktheater Haugtussa hat er die Stimme des Haugkalls.
Sommerregen, warmer Regen
tropft aus sanftem Schleier-Himmel,
besänftigt selig die sengende Luft,
befeuchtet lind den spröden Boden.
Tropft und rieselt gut und lange;
tränkt die Erde, sättigt den Frühling;
endet nach getaner Arbeit
mild und ruhig gegen Abend.
Und es öffnen sich und atmen
Blüte, Blatt und alles Leben,
Gras, Gestrüpp und frische Heide,
Gagelstrauch und welkes Dreiblatt.
Alles öffnet sich und atmet
und verströmt die warme Seele
weit in abertausend Düften,
tausend frischen, feinen Düften, –
die die Luft wie Balsam füllen.
Und ihr klarer Schleier hüllt sich
um die Erde, der gewebt ist
ganz aus Leben, Wärme, Liebe
wie der leichte Seidenschleier
um die runde, weiche Brautbrust.
Veslemøy treibt ihre Herde
still inmitten runder Hügel
nördlich um den schwarzen Bergsee.
Dessen Ufer sind umwuchert
dicht mit dunklem Moos und Flechten.
Wollgras wächst und Beerenwurzeln;
steil, gefährlich ist die Böschung,
denn da unten auf dem schwarzen,
tiefen, saugenden Morastgrund,
schläft ein langer, dicker Lindwurm.
Doch am Berg die Tiere grasen,
knabbern junge Heidetriebe;
Lämmchen tanzen rings im Kreise,
saugen Milch bei ihren Müttern.
Und der reine Sommerabend
legt sich sanft auf alle Matten,
und der helle warme Abend
alles hüllt in Dunst und Dämmrung –
bis das Strickzeug ihr entgleitet,
Veslemøy schweift selbstvergessen,
in gedankenlosem Denken,
schauend, träumend, ganz versunken;
sieht das Leben in der Landschaft,
sieht das Wache zwischen Steinen,
sieht auf wunderschönen Matten
eine Wunderherde grasen.
Sieht die blauberockte Huldre,
feinen Silberschmuck am Busen,
dort am Fuß des Hanges sitzen,
Salz für ihre Kühe streuen.
Sie erhebt sich, lockt die Tiere,
und ihr Haar umwallt die Schultern;
Sieh, die Herde kommt, umkreist sie,
und der Zug trabt Richtung Berge.
Kuh um Kuh und hintan trottet
groß der alte Bulle Dimmeld.
´S scheint wie eine Reihe Schatten
vor dem hellen Abendhimmel.
*
Ausgelöscht das Licht des Tages;
grau verblassen alle Wolken.
Die Welt liegt da in Traum und Klängen,
und ein Lied tönt in den Abend:
*
Lang genug warn ihr und ich
drin im dunklen Stalle;
zu der Alpe ziehn wir nun,
unterm Skareberge.
Kommt nur, kommt nur, Kühe mein!
Kühl ist es am Skare-Hang.
Kuh-Såta
Kuh-Såta
Grün wächst am Hang das Futter.
Kommt Kühe!
Kommt Tiere!
Kommt Dimmeld und Dros
und Randeliros
zur Nacht!
Unter Nordan-ås ist’s gut,
drin im Huldre-Garten.
Lang ist dort die bergende Nacht,
kurz die lichthellen Tage.
Und in den Bergen frisch und kalt
gibt’s Schutz vor Übel und Gewalt.
Wenn um Ås die Nebel steigen,
jeden Sonnenstrahl verjagen,
ziehen wir nach Belieben umher
und wir haben gute Tage.
Wolken und Nebel überm Hang, –
da ist der Huldre niemals bang.
Oft singt da zur kühlen Nacht
der Riese mir ein Ständchen,
verspricht mir seinen ganzen Berg,
wenn ich ihm reich mein Händchen.
Doch niemals froh ich werden kann,
mit diesem Riesen-Troll als Mann.
Die Huldre geht in Liebesschmerz,
muss in Sehnsucht brennen
für den Mann des hellen Tags,
den sie nie wird kennen.
Gerne gäb ich Seel und Leib,
um zu sein sein treues Weib.
Die Sonne steigt, die Sonne sinkt;
der Winter kommt und endet;
ohne Brautbett, ohne Freund
ziellos streift die Huldre.
Bitter brennt der Liebesschmerz,
kein heller Mann gewinnt ihr Herz.
Kuh- Såta!
Kuh- Såta!
Grün wächst am Hang das Futter.
Kommt Kühe!
Kommt Tiere!
Kommt, zieht mit mir
auf dem ziellosen Weg
zur Nacht!
aus: HAUGTUSSA von Arne Garborg
Übertragen von
Martje Vande Ginste und
Juliane Hollerbach